Noch bis Ende August ist das Oeuvre des schillernden Modeschöpfers Thierry Mugler in der Kunsthalle in München zu sehen:
In Zeiten von Einschränkung und Vernunft ist die Ausstellung, die mehr als drei Jahrzehnte Schaffen des Franzosen zeigt, eine willkommene Abwechslung für Frauen, denen gerade nach sinnlicher Rebellion, weiblicher Exzentrik und ganz viel bizarrer Opulenz ist. Mugler – mein erster Duft von Thierry war Angel und ist unvergessen! Allein sein Sternenflakon besticht schon durch seine Unverwechselbarkeit – ein Meisterwerk der Glastechnik – jeder Flakon wird seit dem Erscheinen in 1992 von Hand poliert. Auch der Duft, über den Mugler selbst sagt, dass sein Ausgangspunkt ein überdosierter Vanille-Patchouli-Akkord gewesen sei – inspiriert von Jahrmarktsbesuchen und Geschmäckern nach Zuckerwatte, Marshmallows und gebrannten Mandeln – ist wie eine Überdosis an Opulenz…! Für Angel braucht man Mut und die Lust auf Extravaganz!
KREATIONEN FÜR EINE STARKE UND SINNLICHE WEIBLICHKEIT
Zurück zu Muglers Couturissime: Ein Zeitfensterticket kostet 16 EURO und verschafft tolle Eindrücke über des Meisters Werke: Über 150 Bühnenkostüme, Modeoutfits, Accessoires, Videoclips, Archivdokumente und Skizzen, ergänzt durch Arbeiten der größten zeitgenössischen Modefotografen wie Richard Avedon, Helmut Newton oder Herb Ritts. Die Atmosphäre der abgedunkelten Räume in der Kunsthalle lässt uns in eine Welt eintauchen, die unkonventionell ist:
mondänes Couturekleid mit samtgrüner Krinoline Luigi & Iango, Gisele Bündchen, 2018
PROVOKANT – SEXUELL – FUTURISTISCH
Die Modepuppen stecken in ausgewählten Materialen wie Metall, Kunstpelz, Vinyl oder Latex. Accessoires aus der Fetisch-Szene wie Peitschen und Gerten sind provokante Stilmittel, die Mugler salonfähig machte und die der Fantasie des Betrachters freien Lauf lassen.
Kreationen mit entblößten Pos, Korsagen aus Metall, die an eine Rüstung erinnern, Federn oder venezianische Masken…Mugler provoziert, verführt und lässt in unseren Köpfen Bilder entstehen, die an Luis Bunuels Filmklassiker Belle de Jour mit Catherine Deneuve oder an den Erotikthriller Eyes wide shut mit Nicole Kidman und Tom Cruise erinnern.
Ob der Meister es mit Goethe hält, der 1787 „Lust und Liebe sind Fittiche zu großen Taten“ schrieb und bekennender Erotomane war, ist spekulativ… In jedem Fall sind die Kreationen im wahrsten Wortsinne Stoff für unbegrenzten Ausdruck starker Weiblichkeit.
schwarzer Samt mit Federn und Gerte feminine Ritterrüstung für Glamazonen pofreies Couturekleid
Starke und selbstbewusste Frauen könnten in Mugler wahrlich ihren Meister gefunden haben, wenn es darum geht, sich in seinem ganzen Facettenreichtum zu offenbaren…
Wenn Jil Sander durch ihre minimalistischen Kreationen Klarheit, Geradlinigkeit und Zwanglosigkeit transportiert oder Chanel zeitlose Eleganz und klassische Konventionalität, dann bringt Mugler jene Facetten von uns Frauen ins Spiel, die einerseits sündig, verboten und geheimnisvoll und andererseits mächtig, dominant und provozierend sind. Nicht umsonst prägte Mugler schon in den 70-er Jahren den Ausdruck der Glamazone: eine moderne, stylische, urbane, unkonventionelle Frau. Ihr Stil zeichnet sich durch mutige körperbetonte Schnitte, architektonische Silhouetten und innovative Materialien aus.
Die Kunsthistorikerin und Feministin Linda Nochlin fasste Muglers Stil einmal folgendermaßen zusammen: „Er ist so extrem, dass diese Frauen keine Sexobjekte sind, sondern Sexsubjekte.“ Damit wäre alles gesagt!
Mein Tipp: Anschauen, inspirieren und wirken lassen! Jede Frau braucht minimun ein Mugler-Piece…Parfums ausgenommen!
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